Ein Brief von Adele an Arthur vom 22. November 1819 illustriert die spannungsgeladene Atmosphäre eindrucksvoll. Er schließt mit folgenden Worten: „Du fühlst meine entsetzliche Lage, verarge mir also nicht wenn ich jetzt ausser Stand bin, mehr zu schreiben. Gieb nur bald Nachricht von dir – doch bitte ich dich ernstlich, reize mich jetzt nicht durch Misstrauen. Ich bin so wund, gedrückt und habe so verschiedene schmerzliche Losreissungen mit mir selbst in der Stille abzumachen, dass ich nichts weiter ertragen kann. Argwohn hat noch nie zu dem gehört, was ich erduldet, auch die leiseste Andeutung tritt scheidend zwischen uns. Ich habe deine Festigkeit, aber ich habe auch deinen Stolz, das vergiss nicht.“ (Aus: Gwinner, Schopenhauer’s Leben, S. 203)
Adele schreibt 1836 an Arthur: „Ich habe jahrelange Qual erduldet; denn mein Vermögensverlust hat alle edleren, schöneren Verhältnisse geknickt, verdorben, mein Leben verpfuscht, weil ich lebte, als wäre ich wohlhabend und doch nicht heirathen konnte aus Armuth und weil mich die Scheinwohlhabenheit drückte wie eine Lüge.“ (Gwinner, Schopenhauer’s Leben, S. 200)
Adele äußert sich zum Umzug nach Bonn folgendermaßen: „Ich fand eine Frau hier am Rhein, die mich sehr lieb gewann. Sie that viel für mich und hat mich ohne Zweifel gerettet. Wir sind jedoch nicht ihretwegen hergezogen; der Aufwand in Weimar war zu gross gewesen, es fanden sich Schulden, die mit sehr grossen Opfern meinerseits gedeckt wurden, und es war nöthig von einem anderen Anfangspunkte aus zu leben, neue Verhältnisse zu haben, aus ökonomischen Gründen. Dazu kam das Klima, welches in Weimar die Mutter zu jährlichen Badereisen nöthigte, die hier unnütz wurden, was eine Ersparniss war. Endlich lasteten die Erinnerungen bleischwer auf mir. Ich ging gern. Die herzogliche Familie starb, vieler Freunde Schicksal änderte sich, sie zogen weg und Weimar konnte uns nicht mehr fesseln, obschon es uns unvergesslich lieb bleibt.“ (Gwinner, Schopenhauer’s Leben, S. 387)
Nachruf von Ottilies Sohn Walther von Goethe: Adele Schopenhauer. In: Beilage zu Nr. 270 der Allgemeinen Zeitung vom 27. September 1849, S. 4181. (Dazu Brief von Ottilie an Sibylle Mertens vom 14. September 1849 bei Houben, Neue Mitteilungen usw. 1929, S. 100f.)