(Hirtenbrief).. In: Vorarlberger Landes-Zeitung, 13. Mai 1911, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vlz Se. Eminenz Kardinal Erzbischof Dr. Gruscha hat einen Hirtenbrief erlassen, der in erster Linie sich mit dem Arbeiterstande beschäftigt, dem, wie das Hirtenschreiben ausführt, seit einiger Zeit größere Gefahren drohen. An den Zuständen, die heute die Arbeiter-Bevölkerung beklage, seien stolze, unchristliche Lehrmeinungen schuld, die von sogenannten Volksbeglückern unter dem bestechenden Namen Humanität verbreitet werden. Die katholische Religion verdiene eine Wohltäterin der Arbeiter genannt zu werden, weil sie die Arbeit erleichtere. Ein wahrer Christ betrachte die Arbeit als das Mittel, wodurch er sich neben dem täglichen Brote das ewige Leben erwerbe. Durch die Forderung der Sonn- und Festtagsfeier, durch die Aussicht auf den entsprechenden Lohn sowie auf Gottes Segen erleichtere die Religion die Arbeit. Sie biete aber auch Schutz für den Ertrag der Arbeit, indem sie von Genusssucht abhalten und zur Sparsamkeit aneifere. Endlich halte die Religion den Arbeiter in Tagen der Bedrängnis aufrecht. Die Worte des Hirtenbriefes gelten nicht bloß den Arbeitern im engeren Sinne, sondern allen, die Arbeiter seien im Haushalte des höchsten Arbeitgebers, unseres Herrn und Gottes. „Ihr, denen die Vorsehung einen in den Augen der Welt hervorragenden Beruf beschieden hat“, heißt es in dem Hirtenbrief, „erweiset den Arbeitern aufrichtige Liebe und Teilnahme, denn sie sind mit Euch Kinder desselben Vaters. Bemüht Euch insbesondere, den Arbeitern das Beispiel treuer religiöser Pflichterfüllung zu geben. Denket an den Tag der Rechenschaft, da der ewige Richter einem jeden vergelten wird nach seinen Werken.“