So nachzulesen auf der Internetseite des 1979 gegründeten Boogie Clubs Berlin e. V.: "Berlin war unumschränkte Hochburg. Von 1950 bis 1958 wurden alle deutschen Meisterschaften im Boogie Woogie und Rock'n'Roll in unserer Stadt ausgetragen. Berliner Tänzer wie Horst Todt, Deutscher Meister 1950 und -51 und Kalle Gaffkus, der einzige deutsche Rock-’n’-Roll-Weltmeister der 50er Jahre und vierfacher Deutscher Meister (1953-56), setzten Akzente." (Quelle: Was ist Boogie Woogie? auf: boogie-club-berlin.de, eingesehen am 14. Juni 2012)
choices.de
Der Originaltitel des Films war „Rock Around The Clock“. Artikel in Wochenzeitungen beschäftigen sich darauf hin mit der durch den Film ausgelösten "Revolution der Enthemmten", der manche Sitzreihe in den Kinosälen zum Opfer fiel. „Der Film sorgte für zahllose verwüstete Kinosäle, da der energetische Anfang das Publikum binnen Minuten von den Sitzen scheuchte“ (Quelle: Außer Rand und Band - Rock around the Clock. auf: choices.de)
Ein Artikel in der Kölnischen Zeitung vom Mai 1948 berichtet darüber, dass deutsche Tanzlehrer bei ihrem jährlichen Treffen Boogie-Woogie vor allem wegen seiner "Unmoral" ablehnten. Diese Ablehnung war nicht auf das westliche Europa beschränkt: Vgl. Tanz. In: Der Spiegel. 20/1948, vom 15. Mai 1948: Vom Boogie-Woogie steht nichts in den kommunistischen Evangelien. Die Moskauer Jugendzeitung "Komsomolskaya Prawda" liest den Jugendklubs von Odessa gehörig die bolschewistischen Kultur-Leviten wegen ihrer Vorliebe für Foxtrott, Rumba und Swing. "Diese Salonmelodien sind Gift für das Sowjetvolk", zürnt die Zeitung. "Sie züchten bei Musikern und Zuhörern einen niedrigen, degenerierten Geschmack." Die sowjetischen Kulturhüter wenden sich energisch gegen die "westlichen Tänze", die ihrer Parteimeinung nach ein Schlag gegen die Kultur sind. Gleichzeitig empfehlen sie den gestrauchelten Swingtänzern in Odessa, „Volkstänze zu tanzen. Und nicht mehr aus der Reihe.“
Die Parallelität beider Begriffe belegt z. B. das Fotoarchiv der Zeit. Hier findet sich eine Aufnahme von der "Meisterschaft im Jitterbug-Boogie-Woogie, Berlin 1952". Quelle: Deutschland sucht die Superhymne. auf: einestages.spiegel.de, eingesehen am 14. Juni 2012.
web.archive.org
Natürlich gibt es auch Ausnahmen: Die Schautanzgruppe einer Stuttgarter Tanzschule zeigte 1945 einen "Original Boogie Woogie" im Rahmen eines Abschlussballs. (Tanzschule Stuttgart: Chronik (Memento vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive))
Ein Artikel in der Kölnischen Zeitung aus dem Mai 1948 zeigt, dass deutsche Tanzlehrer bei ihrem jährlichen Treffen Boogie-Woogie vor allem wegen seiner "Unmoral" ablehnten. Bei späteren Treffen entwirft man gemeinsam den "Jive", der durch seine spätere Aufnahme (1976) in das Welttanzprogramm und seiner Einordnung in die "Latein"-Familie eine eigene Dynamik erfuhr. Laut Michael Rauhut hielten "DDR-Ideologen 1952 den Boogie-Woogie aus dem Westradio für so 'gefährlich wie Giftgas'", so zu lesen in der Berliner Zeitung vom 2. Januar 2003. (Berliner Zeitung: Das Ende der Klosterbrüder (Memento vom 29. Juni 2008 im Internet Archive))
Als Quelle können dienen: "Rocktime", das Organe des DRBV e. V. und die historische Entwicklung des DRBV e. V., die eine Trennung von Sport-Rock-’n’-Roll und Boogie-Woogie sowie Konkurrenzverbände zeigte. Diese über viele Jahre dauernde Entwicklung wird vom Verband heute kurz zusammengefasst. (tanzsport.de: Rock'n'Roll (DRBV) (Memento vom 24. Dezember 2010 im Internet Archive))
zeit.de
Die soziale Ächtung in den späten 1940er und in den frühen 1950er Jahren wird deutlich bei der Sichtung von Artikeln der Tages- und Wochenzeitungen, die z. B. im Deutschen Tanzarchiv in Köln zusammengetragen wurden. Die Zeit 49/1948 berichtet darüber, dass der Kabarettist Schaeffers den Tanz dem Spott ausliefert: "(…) Es handelt sich um „Boogie Woogie“, jenen amerikanischen Tanz, den trainierte junge Leute, die den „Fortschritt“ auf ihre Fahne geschrieben haben, lieben und den Willi Schaeffers, der Altmeister des deutschen Kabaretts, in die Masche genommen hat, um ihn als große Nummer zu starten. Er bringt ihn als Parodie in seiner „Melodie der Straße“, die Berlin begeisterte, die in dem verwöhnten Düsseldorf „sensationelle Erfolge“ hatte und mit der er jetzt die Zwerchfelle der Hamburger heimsucht." (Quelle: Boogie-Woogie. In: Die Zeit. Nr. 49/1948)