„Im Verlauf der Balkankriege konnten die postosmanischen Staaten ihre Territorien jedoch erheblich erweitern. Dadurch verschärften sich die Konflikte in den jungen ‚Nationalstaaten‘. Denn in den ‚befreiten‘ Gebieten (z. B. im makedonischen Raum, in Kosovo, in West-Thrakien oder Epirus) waren mehr oder minder große Gruppen beheimatet, die entweder noch kein Nationalbewusstsein besaßen oder deren Nationalbewusstsein sich von dem der Titularnation unterschied. […] Der Staat einer ethnisch basierten Titularnation ist aber per definitionem nicht der Staat seiner Minderheiten, selbst wenn diese als Staatsbürger und Individuen gleich behandelt werden. Während sich die Mehrheit mit ‚ihrem‘ Staat, seinen Symbolen, Feiertagen, Denkmälern und sonstigen Inszenierungen identifizieren kann, bleiben die Minderheiten ausgeschlossen. […] Die Abkehr der internationalen Gemeinschaft vom ‚Modell Lausanne‘ hat die Rekonstruktion multiethnischer Gemeinschaften nicht nachhaltig gefördert. Von den rund vier Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem früheren Jugoslawien ist etwa die Hälfte in die Heimat zurückgekehrt - aber fast ausschließlich dorthin, wo ihre Nation die Mehrheit stellt. […] Die Transformation vom ethnonationalen Staat zu einer multiethnischen und ethnisch neutralen Staatsbürgergemeinschaft, die nur den Menschenrechten verpflichtet ist, muss bei der Titularnation ansetzen. Wo sonst? Erst danach kann auf ethnische Minderheitenrechte oder Territorialautonomien verzichtet werden.“ Zit. n. Holm Sundhaussen: Staatsbildung und ethnisch-nationale Gegensätze in Südosteuropa, Aus Politik und Zeitgeschichte B 10-11/2003.
„[…] dass der heutige Staat europäischer Prägung, der als Folie dient,lediglich das Endprodukt einer viele hundert Jahre währenden, komplizierten Entwicklung ist. Seine einfache Implementierung in andere Kulturen müsse scheitern, so die Politologin Berit Bliesemann de Guevara am Beispiel Bosnien-Herzegowinas“ (Buchbesprechung (PDF; 13 kB) zu Berit Bliesemann de Guevara, Florian P. Kühn: Illusion Statebuilding. Warum sich der westliche Staat so schwer exportieren lässt, Edition Körber Stiftung, 2010)
Briefing room: Remarks by President Biden on Afghanistan. In: whitehouse.gov. 16. August 2021, abgerufen am 29. August 2021 (englisch): „Our mission in Afghanistan was never supposed to have been nation building. It was never supposed to be creating a unified, centralized democracy. Our only vital national interest in Afghanistan remains today what it has always been: preventing a terrorist attack on American homeland.“