In Zwischenwelt. Literatur, Widerstand, Exil, Zeitschrift der Theodor Kramer Gesellschaft, Graz, 26. Jg., H. 3/4 (Dez. 2009), ISSN1606-4321 gibt es zwei recht unterschiedliche Rezensionen dieser Edition. Der Kulturhistoriker Hermann Schreiber meint in „Ungleiche Freunde“, S. 75 f., dass Celan seit den Claire Gollschen Manipulationen (die sogenannte Goll-Affäre) den Wert jeder Beziehung zu ihm nur noch an der Einstellung zu dieser Polemik gemessen habe. „In dem Augenblick, da er nur noch Feinde um sich sah, brachen schwere psychische Störungen bei ihm aus.“ Claire Goll habe sogar den Tod seiner beiden Eltern zum Anlass einer Aggression gegen Celan genommen. „Beide, Paul wie Klaus, wußten nicht, welch unheilbare Wunde im Herzen der Claire Goll die Ursache für ihren abgrundtiefen Hass war […]: Goll hatte ihren Yvan, als er 1950 in Paris starb, längst verloren! Die Jahre 1931–1940 in seinem Leben hatten einer anderen Frau gehört und ebenso seine herrlichsten Dichtungen, Les Chansons Malaises.“ Als Claire Goll die Liebe ihres Mannes zu dieser Paula Ludwig entdeckte, beschloss sie, den Nachlass ihres Mannes gründlich zu verfälschen, da sie nicht wagte, ihn zu vernichten. Der Weg dazu war der Auftrag an Celan zur Übersetzung der Lieder. Schreiber führt die Einzelheiten um diese Übersetzung an, aus der Goll, die allein das Insiderwissen um die Lieder hatte, dann die Plagiatsvorwürfe ableitete. In der Folge wurden viele männliche Freunde Celans verunsichert, auch K. Demus; nur Ingeborg Bachmann agierte resolut gegen Goll. Im Übrigen meint Schreiber, dass ein Großteil der Briefe hätte gekürzt oder zusammengefasst werden sollen. In der zweiten Rezension (S. 76 f.) mit dem Titel „Atemlos“ beurteilt Richard Wall die Rolle von K. Demus deutlich gnädiger. Wall betont die enge Verbindung zwischen den beiden Männern und sieht die Ursache für die mehrjährige Pause bei Celans Briefen an Demus sowie ihre ganze Entfremdung eher bei Celan: „das Mißtrauen ist […] übermächtig geworden und vergiftet auch die(se) Beziehung.“ Demus’ Rat an Celan, sich psychiatrisch behandeln zu lassen, findet er im Gegensatz zu Schreiber richtig.
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Heinrich Stiehler: Schwarze Flocken. In: Die Zeit. 27. Oktober 1995, abgerufen am 23. Mai 2016.