Abgang ins schwarze Nichts Aufführungskritik bei Deutschlandradio Kultur vom 27. September 2007:Stephan Bissmeier war immer schon ein Meister im Unterspielen seiner Rollen. Sein monotoner Sprachduktus wäre beinahe langweilig zu nennen, gelänge es ihm nicht immer wieder auf faszinierende Weise mit minimaler Modulation maximale Ausdruckskraft zu erzeugen. Auch seinen Ödipus kennzeichnet dieser unverwechselbare, reduzierte Bissmeier-Ton. Seine Körpersprache aber ist geradezu extrovertiert: Bissmeier spielt Ödipus als gebrochenen Greis, mümmelnd, Nägel kauend, nervös die Hände ringend, zittrig. Ein Beben durchschüttelt den ganzen Körper, wenn er erregt ist. Worte und Sätze spuckt er dann nur noch brockenweise aus. Der ganze lange, hagere Mensch: eine einzige Verrenkung. Ein Wrack.
"Ödipus auf Kolonos": Von Liebe keine Spur Aufführungskritik in: Münchner Merkur vom 28. September 2007: Stephan Bissmeier, der hier schon oft gepriesene Minimalist, scheint auch jetzt wieder ganz auf sich zurückgeworfen. Die Blindheit deutet er nur dezent an. Leise, manchmal nur die Sätze murmelnd, ist es, als hole er sie aus seiner tiefsten Seele hervor. Mitunter lässt er den hohen Ton der attischen Tragödie und ihren Sprachrhythmus wie ein Zitat anklingen. Ab und an kann er sich auch die Haltung des einstigen Herrschers nicht versagen. Und seine Zornesausbrüche haben etwas von der Gewalt eines inneren Erdbebens. Nie ist dieser Schauspieler auch nur einen Moment eitel, nie trumpft er auf. Bissmeier theatert nicht. Und ist wahrhaftig.