« Abends besuche ich eine Aufführung der bukolischen Tragödie "Daphné" von Richard Strauß. Hier kann ich wieder einmal die glänzende Inszenierung Hartmanns, die wunderbare Ausstattung Sieverts und die hervorragende Stabführung von Clemens Krauß bewundern. Clemens Krauß hat das Kunststück fertiggebracht, in relativ kurzer Zeit das völlig heruntergewirtschaftete Münchener Orchester wieder auf eine beachtliche Höhe zu heben. Ich bin erstaunt über die musikalische Feinheit der "Daphné", eines Alterswerkes von Richard Strauß. Ich hätte ihm solche Töne nicht mehr zugetraut. Auch die Handlung ist sehr sympathisch und eingängig. Die musikalische Melodienführung übertrifft viele andere Jugendwerke oder Werke des mittleren Alters von Richard Strauß. Es scheint, daß er mit seinen fast achtzig Jahren noch eine neue Schaffensperiode erlebt. Vieles an der Melodik dieses Werkes erinnert zwar an vorangegangene Werke; er richtet eine Art von Ragout an; aber immerhin gibt es unter den Nachfahren nicht einen einzigen, der einen derartigen Glanz der Orchestrierung und der Stimmenführung wie er erreicht. » J. Goebbels, Tagebucheintrag vom 19. Oktober 1942, dans Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945, Online-Datenbank, K. G. Saur Verlag.