So schrieb während der Zweiten Intifada der SZ-Nahostkorrespondent Heiko Flottau, israelische Streitkräfte hätten bei der Operation Schutzschild in Dschenin 2002 ein Massaker mit mindestens 300 Toten und 8000 Vermissten verübt. Die Vereinten Nationen kamen hingegen zu dem Ergebnis, dass es auf palästinensischer Seite 52 Tote gegeben habe, wovon nur etwa die Hälfte Zivilisten waren. Rund 200 bewaffnete Palästinenser der militanten Gruppen Hamas, Tanzim, al-Aqsa-Märtyrerbrigaden und Islamischer Dschihad hätten Dschenin zwei Jahre lang als Basis genutzt und von dort aus 28 Selbstmordanschläge vorbereitet. Israel hätte vor dem „Dilemma gestanden, die Terroristen zu bekämpfen, aber zugleich die Zivilisten nicht zu verletzen“. Der Kommunikationswissenschaftler Tobias Jaecker wertete Flottaus Behauptungen und ähnliche Berichte anderer deutscher Medien als einen „Höhepunkt […] verschwörungstheoretischer Anschuldigungen“ (UN: Kein Massaker in Dschenin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 1. August 2002; Tobias Jaecker: Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September: neue Varianten eines alten Deutungsmusters. LIT-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-7917-8, S. 102 ff.). Nachdem 2014 der SZ-Israelkorrespondent Thorsten Schmitz ohne Belege behauptet hatte, es gebe „Zehntausende Israelis, die vor der Politik des israelischen Premierministers nach Deutschland geflohen sind“, gab der Deutsche Presserat einer Beschwerde dagegen recht und stellte fest, dass „die journalistische Forderung der Tatsachengenauigkeit“ verletzt worden sei. Ein Artikel in der „Zeit“ warf der SZ hier vor, den Zuzug von Israelis nach Berlin so zu interpretieren, dass Netanjahu Juden zur Flucht aus Israel ins „Land der Täter“ zwinge – im Kontext der Flucht von Juden vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sei dies eine implizite Gleichsetzung Netanjahus mit den Tätern des NS-Staats. Der 2016 vom SZ-Israelkorrespondenten Peter Münch veröffentlichte Text Israel leidet an seinem Kreislauf der Rache greife nicht nur das Topos der jüdischen Rache auf, sondern färbe semantisch auch Informationen. Eine Studie der Frankfurt University of Applied Sciences aus dem Jahr 2018 nannte den Titel als Beispiel dafür, in welchem Ausmaß israelbezogener Antisemitismus eine mediale Verbreitung findet (Julia Bernstein, Florian Diddens, Ricarda Theiss, Nathalie Friedlender: „Mach mal keine Judenaktion!“ Lösungsansätze in der professionellen Bildungs-und Sozialarbeit gegen Antisemitismus. Frankfurt am Main 2018, S. 166). Bereits der Einleitungssatz „Palästinenser greifen Israelis an, Israelis schießen Palästinenser nieder“ impliziere, dass die Israelis mutwillig töteten und nicht aus Notwehr, Selbstschutz oder strategischen Notwendigkeiten, so die KognitionswissenschaftlerinMonika Schwarz-Friesel. 2003 kam eine Studie des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung über die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada in deutschen Printmedien zu dem Ergebnis, dass diese allgemein eine Fülle antisemitischer bzw. antijudaistischer Diskurselemente enthalte, wobei diese Berichterstattung als solche nicht antisemitisch sei, jedoch entsprechende „Duftmarken“ setze, die von denen, die über einschlägige „Wissenselemente“ verfügten, entsprechend decodiert werden könnten. Auf diese Weise werde das Bild von Israel, den Israelis und den Juden negativ gezeichnet (Margarete Jäger, Siegfried Jäger: Die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada (Kurzfassung) (PDF; 267 kB), Duisburg 2003, S. 23).
So schrieb während der Zweiten Intifada der SZ-Nahostkorrespondent Heiko Flottau, israelische Streitkräfte hätten bei der Operation Schutzschild in Dschenin 2002 ein Massaker mit mindestens 300 Toten und 8000 Vermissten verübt. Die Vereinten Nationen kamen hingegen zu dem Ergebnis, dass es auf palästinensischer Seite 52 Tote gegeben habe, wovon nur etwa die Hälfte Zivilisten waren. Rund 200 bewaffnete Palästinenser der militanten Gruppen Hamas, Tanzim, al-Aqsa-Märtyrerbrigaden und Islamischer Dschihad hätten Dschenin zwei Jahre lang als Basis genutzt und von dort aus 28 Selbstmordanschläge vorbereitet. Israel hätte vor dem „Dilemma gestanden, die Terroristen zu bekämpfen, aber zugleich die Zivilisten nicht zu verletzen“. Der Kommunikationswissenschaftler Tobias Jaecker wertete Flottaus Behauptungen und ähnliche Berichte anderer deutscher Medien als einen „Höhepunkt […] verschwörungstheoretischer Anschuldigungen“ (UN: Kein Massaker in Dschenin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 1. August 2002; Tobias Jaecker: Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September: neue Varianten eines alten Deutungsmusters. LIT-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-7917-8, S. 102 ff.). Nachdem 2014 der SZ-Israelkorrespondent Thorsten Schmitz ohne Belege behauptet hatte, es gebe „Zehntausende Israelis, die vor der Politik des israelischen Premierministers nach Deutschland geflohen sind“, gab der Deutsche Presserat einer Beschwerde dagegen recht und stellte fest, dass „die journalistische Forderung der Tatsachengenauigkeit“ verletzt worden sei. Ein Artikel in der „Zeit“ warf der SZ hier vor, den Zuzug von Israelis nach Berlin so zu interpretieren, dass Netanjahu Juden zur Flucht aus Israel ins „Land der Täter“ zwinge – im Kontext der Flucht von Juden vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sei dies eine implizite Gleichsetzung Netanjahus mit den Tätern des NS-Staats. Der 2016 vom SZ-Israelkorrespondenten Peter Münch veröffentlichte Text Israel leidet an seinem Kreislauf der Rache greife nicht nur das Topos der jüdischen Rache auf, sondern färbe semantisch auch Informationen. Eine Studie der Frankfurt University of Applied Sciences aus dem Jahr 2018 nannte den Titel als Beispiel dafür, in welchem Ausmaß israelbezogener Antisemitismus eine mediale Verbreitung findet (Julia Bernstein, Florian Diddens, Ricarda Theiss, Nathalie Friedlender: „Mach mal keine Judenaktion!“ Lösungsansätze in der professionellen Bildungs-und Sozialarbeit gegen Antisemitismus. Frankfurt am Main 2018, S. 166). Bereits der Einleitungssatz „Palästinenser greifen Israelis an, Israelis schießen Palästinenser nieder“ impliziere, dass die Israelis mutwillig töteten und nicht aus Notwehr, Selbstschutz oder strategischen Notwendigkeiten, so die KognitionswissenschaftlerinMonika Schwarz-Friesel. 2003 kam eine Studie des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung über die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada in deutschen Printmedien zu dem Ergebnis, dass diese allgemein eine Fülle antisemitischer bzw. antijudaistischer Diskurselemente enthalte, wobei diese Berichterstattung als solche nicht antisemitisch sei, jedoch entsprechende „Duftmarken“ setze, die von denen, die über einschlägige „Wissenselemente“ verfügten, entsprechend decodiert werden könnten. Auf diese Weise werde das Bild von Israel, den Israelis und den Juden negativ gezeichnet (Margarete Jäger, Siegfried Jäger: Die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada (Kurzfassung) (PDF; 267 kB), Duisburg 2003, S. 23).
Matthias Warkus: Schwerter zu Pflugscharen, Kanonen zu Buchstaben: Peirce' Semiotik und Transformationen als symbolische Handlungen. Tectum Wissenschaftsverlag, 2012, ISBN 978-3-8288-5550-2, Einleitung, S.1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 10. Oktober 2019]).
Geschichte des Süddeutschen Verlages. In: sueddeutscher-verlag.de. Süddeutscher Verlag, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Oktober 2019; abgerufen am 16. Februar 2024.
SZ Bibliothek Graphic Novels I. In: szshop.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung (SZ), 1. November 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2013; abgerufen am 16. Februar 2024.
SZ Bibliothek Graphic Novels II. In: szshop.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung (SZ), 1. November 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2013; abgerufen am 16. Februar 2024.
SZ Bibliothek Graphic Novels Krimi. In: szshop.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung (SZ), 15. März 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2013; abgerufen am 16. Februar 2024.
„HAUS DER GEGENWART“. (PDF; 4,8 MB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2016; abgerufen am 16. Februar 2024.
NANNEN PREIS 2017: Die Preisträger. (PDF; 154 kB) In: www.nannen-preis.de. 27. April 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2017; abgerufen am 16. Februar 2024.
»Süddeutsche Zeitung« bespitzelt eigene Redaktion auf Suche nach »Maulwurf« – heftige Kritik. In: Der Spiegel. 3. Februar 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 6. Februar 2024]).
Johannes Nitschmann: Über Politiker-Psyche und Unternehmermacht. In: M – Menschen Machen Medien. Nr.7, 2001 (mmm.verdi.de [abgerufen am 25. Februar 2021]).
Geschichte des Süddeutschen Verlages. In: sueddeutscher-verlag.de. Süddeutscher Verlag, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Oktober 2019; abgerufen am 16. Februar 2024.
SZ Bibliothek Graphic Novels I. In: szshop.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung (SZ), 1. November 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2013; abgerufen am 16. Februar 2024.
SZ Bibliothek Graphic Novels II. In: szshop.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung (SZ), 1. November 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2013; abgerufen am 16. Februar 2024.
SZ Bibliothek Graphic Novels Krimi. In: szshop.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung (SZ), 15. März 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2013; abgerufen am 16. Februar 2024.
„HAUS DER GEGENWART“. (PDF; 4,8 MB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2016; abgerufen am 16. Februar 2024.
NANNEN PREIS 2017: Die Preisträger. (PDF; 154 kB) In: www.nannen-preis.de. 27. April 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2017; abgerufen am 16. Februar 2024.
»Süddeutsche Zeitung« bespitzelt eigene Redaktion auf Suche nach »Maulwurf« – heftige Kritik. In: Der Spiegel. 3. Februar 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 6. Februar 2024]).
zeit.de
Nils Minkmar: Offline. In: Die Zeit. Nr.07/2001, 2001 (zeit.de, Anmeldung erforderlich [abgerufen am 17. März 2020]).
Stephan Lebert: Schweigen ist Gold. In: Die Zeit. Nr.35/2005, 25. August 2005 (zeit.de [abgerufen am 30. Oktober 2019]).