Ergebnisse einer soziologischen Studie der Hochschule Maikop (russisch) über Einhaltungsgrad des Chabse in Adygeja. Die große Mehrheit der Adygejer kannte seine Regeln und ca. 70 %, besonders die ländliche Bevölkerung, lebt nach ihnen. Vereinfachungen treten bei innerfamiliären Beziehungen und den komplizierten Trauerritualen auf.
Wie sie das durchführten, beschreibt der (antikommunistisch eingestellte) Schriftsteller Essad Bey in Die Zwölf Geheimnisse im Kaukasus. S. 88–89 am Beispiel der Inguschen. Weil die Ältesten die Beteiligten baten, die Blutrache zu beenden, war es für sie mindestens ebenso unehrenhaft, die Wünsche zu missachten wie von der Fehde abzulassen.
Nach einer ersten Zeit religiöser Rückbesinnung bezeichneten sich 35 % der Kabardiner, Adygejer und Tscherkessen in einer Umfrage 1999–2000 als Anhänger des Islam (zum Vergleich: 1998 unter den Studenten in der dagestanischen Hauptstadt Machatschkala 83,3 %). Der Anteil dürfte inzwischen deutlich höher liegen. Besonders schwer einzuordnen ist das von großen (besonders den ländlichen) Teilen der Gesellschaft wie ein Schlagwort tscherkessischer Identität gebrauchte „Adyge Chabse“. Denn damit kann vielerlei ausgedrückt werden: von der Beachtung von (früher) manchmal pagan begründeten Bräuchen bis zu Kulten für pagane Gottheiten oder christliche Heilige. Siehe S.B. Filatow, R.N. Lunkin: Russische Religionsstatistik: Magie der Daten und nicht korrelierende Realität. (russisch) in: Religionssoziologie 2005, S. 38. Filatow und Lunkin nennen das Adyge Chabse deshalb „parareligiös“ (d. h. vorreligiös/zum Religiösen hin/nebenreligiös/gegenreligiös).
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Ulle Rannut: Maintenance of the Circassian Language in Jordan. Self-identification, attitudes, policies and practices as indicators of linguistic vitality, PhD, Amman 2011 (online PDF).
Genauer Überblick: diese Karte des Historikers Artur Zuzijew (russisch). Alle Blautöne: Tscherkessen und archäologisch ähnliche Abasinen im 16. Jahrhundert, mittel- und dunkelblau: zurückgedrängte Verbreitung im 17.–18. Jahrhundert, dunkelblau: heute noch von Tscherkessen und Abasinen besiedelte Gebiete, rot: heutige Grenzen von Adygeja, Karatschai-Tscherkessien und Kabardino-Balkarien.
Vgl. diese Karte von Artur Zuzijew (russisch). Hellblau die Ausbreitung im 16. Jh., die Nordgrenze entspricht der Handelstraße, mittelblau vom Krimkhanat zurückgedrängte Siedlungsgebiete im 17./18. Jh., dunkelblau heute noch tscherkessisch besiedelte Gebiete.
Vgl. Diese Karte des Historikers Artur Zuzijew (russisch). Die farbigen Gebiete sind die, in denen Angehörige der sog. „Bergvölker“ nach Festlegung der Landkommissionen 1868–1905 siedeln durften: 1–4 westliche Tscherkessen, Abasinen und Kubannogaier, 5 Karatschaier und 6 Kabardiner und Balkaren. Die schraffierten Gebiete sind Ansiedlungsregionen für Kosaken.
Zum beanspruchten Gebiet der Bergrepublik vgl. diese Karte des Historikers Zuzijew (grün), hellgrün dabei die Gebiete der beteiligten vorwiegend christlichen Völker – Osseten, Abchasen und Sunscha-Kosaken. Das Gebiet der Westtscherkessen am Kuban wurde schon nicht mehr beansprucht.
Siehe Nummer 3 auf dieser Karte von Zuzijew (nicht die auf der anderen Seite des Westkaukasus anschließende Nummer 5, der Armenische Nationale Rayon).
S. diese Karte von Artur Zuzijew (russisch) mit den Territorien deportierter Völker, gelb: Karatschaier und Balkaren. Es wurden auch alle Russlanddeutschen und Griechen, türkische und iranische Gruppen aus grenznahen Gebieten deportiert, aber nicht strafweise, sondern „prophylaktisch“.
Zu den Grenzen während der Zeit der Deportationen s. diese Karte von Zuzijew (russisch), blau umrandet die aufgelösten ASSRs und AOs.
Siehe diese Karte des Historikers Artur Zuzijew (russisch) Alle mit Zahl-Buchstaben-Kombinationen versehenen Gebiete in Kaukasien sind selbst erklärte Republiken oder zwischen ihnen umstrittene Gebiete, schraffiert die umstrittenen Gebiete. Große Teile Kaukasiens waren betroffen und von Konflikten gefährdet.
Nochmal die Karte des Historikers Zuzijew (russisch): Die von tscherkessischen Parteien geforderten Gebiete sind violett (1b, 2b und 3a), die schraffierten Gebiete alle, die mit benachbarten Ethnien umstritten waren. Hellblau (1a) die geforderte schapsugische Autonomie, für die kein Anschluss an die tscherkessische Republik gefordert wurde.
Bericht unter Erwähnung der letzten beiden Beispiele. Die Autorin Fatima Tlis(owa) ist demokratische Journalistin, deshalb seit 2007 im amerikanischen Exil, ehemals auch führende Vertreterin tscherkessischer Verbände.
Dittmar Schorkowitz, Vasile Dumbrava, Stefan Wiese: Postkommunismus und verordneter Nationalismus. Leipzig, Frankfurt/Main 2008, S. 79–90, zuvor schon betont von Otto Luchterhandt. S.a. Meldung vom 2. Oktober 2006 bei Kawkasski Usel.
Eintrag im Album der Pferdezucht der UdSSR mit Zuchtdaten (russisch); Beschreibung (russisch), andere anerkannte Pferderassen aus den Gebirgsregionen des Großen Kaukasus heißen „Abchase“ (benannt nach der Region Abchasien), „Lesgine“ (benannt nach dem süddagestanisch-nordaserbaidschanischen Grenzgebiet Lesgien), „Pschawier“ (benannt nach der georgischen Gebirgsregion Pschawien, südlich von Chewsuretien) und „Tuschetier“ (benannt nach der georgischen Gebirgsregion Tuschetien). Seit 2016 ist in Russland auch die Rasse „Karatschaier“ (nach dem Siedlungsgebiet der Karatschaier) offiziell anerkannt, die aber dem „Kabardiner“ nahezu identisch ist. Die Zucht von Pferden auf Hochgebirgsalmen ist eine Besonderheit des Kaukasus, in den meisten anderen Gebirgen müssen Esel oder Maultiere verwendet werden. Zur Anschauung diese Reportage ab min.13:50
Einen besseren Überblick über die Verbreitung der tscherkessischen, ubychischen, abchasischen, sads-abchasischen und abasinischen Dialekte Mitte des 19. Jahrhunderts bietet diese Karte des Lingvarium-Projektes der Lomonossow-Universität (ohne östliche Kabardiner).
narod.ru
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Einflüsse tscherkessischer Gruppen werden besonders im Kleidungsstil, s. Männerkleidung Nordkaukasiens 18.–erste Hälfte des 19. Jahrhunderts (russisch) aus Nauka (1989) gesehen, in der RT-Reportage min. 3:95 schlicht „The people of Kabarda have always been trendsetters in the Northern Caucasus. Nearly every piece of clothing that we usually call „caucasian“ has been invented here.“, auch bei der Etikette und Sozialordnung. Bei Siedlungsformen, Religion oder Tänzen waren Einflüsse und Sonderentwicklungen komplexer.
Vgl. zw. der ethnischen Karte Karatschai-Tscherkessiens 1926 (blau: russische oder ukrainische, rot: tscherkessische oder kabardinische, gelb: abasinische Mehrheit), mit der Karte 2002 (der Nordosten jetzt grün für karatschaische Mehrheit). Diese Vergrößerung des karatschaischen Siedlungsgebietes hatte aber wohl keinen nationalpolitischen Hintergrund. Vielmehr wurde der für den Kaukasus typische Lebensstil des halbnomadischen Umzuges auf Winterweiden parallel zur Kollektivierung als rückständig bekämpft und sie mussten sich entscheiden, ob sie im Gebirge oder Wintergebiet sesshaft leben wollen, wurden teilweise auch angesiedelt. Dadurch haben die Gebiete, in denen die Karatschaier früher nur Wintergäste waren, heute karatschaische Bevölkerungsmehrheiten.
Karte mit Bevölkerungsmehrheiten und Rajonen 2002 rot: Tscherkessen, gelb: Abasinen, hellgrün: Karatschaier, dunkelgrün: Nogaier, blau: Russen (mit Kosaken); die Tscherkessen dominieren im nördlichen Rajon (von dem der Osten als Nogaischer Rajon inzwischen abgetrennt ist) und im südlicheren Chabeski Rajon.
Amjad M. Jaimoukha: A Brief Account of the Circassian Language (PDF; 165 kB) erwähnt diesen Perspektivwechsel in der Kaukasiologie hin zur zweiten Deutung am Beginn des 2. Absatzes.
Amjad M. Jaimoukha: A Brief Account of the Circassian Language (PDF; 165 kB) erwähnt S. 5–6 die noch im Kaukasus vorkommenden 2 osttscherkessischen und 4 westtscherkessischen Stammesdialekte.
Amjad M. Jaimoukha: The Social Structure of the Circassians. (PDF; 186 kB) S. 2, zur Struktur der Westtscherkessen mit Beispielen der Adelsgeschlechter der Hatkuajer und Machoscher und ihrer „Kongresse“.
Die tscherkessische Literatur begann im 19. Jahrhundert mit den Sammlern historischer Volkserzählungen und Narten-Epen durch Schora Nogmow und Sultan Khan-Girej, die aber noch auf Russisch schrieben, auf tscherkessisch seit sowjetischer Zeit.Amjad M. Jaimoukha: Circassian Literature. An die Literatur anschließend bildete sich auch ein tscherkessisches Theater.
Dass Ironie vorkam, zeigt auch das Volkslied Siy Paq (= Mein Rundnäschen). Was die Melodie nicht erahnen lässt: Es kann als ironische Lobes- und Liebeshymne an ein (entgegen dem Ideal) nicht ganz so schlankes Mädchen verstanden werden oder als ernst gemeinte Hymne. Vgl. Text von Siy Paq mit englischer Übersetzung bei Jaimoukha.
Kadir I. Natho, S. 46; Amjad Jaimoukha A Brief History of Kabarda (PDF; 5,0 MB) S. 11–17. Die dort unbegründete Verbindung der Kerketen mit den späteren Kabardinern wird von keinem anderen Autor vorgenommen, ist zu der Zeit auch nicht möglich.
Amjad Jaimoukha: Mediaeval Kabardian Alphabet. (PDF; 247 kB) ; er bezieht sich auf P. Dobrev: Inschriften und Alphabet der Urbulgaren. Sofia 1995.
Eintrag im Album der Pferdezucht der UdSSR mit Zuchtdaten (russisch); Beschreibung (russisch), andere anerkannte Pferderassen aus den Gebirgsregionen des Großen Kaukasus heißen „Abchase“ (benannt nach der Region Abchasien), „Lesgine“ (benannt nach dem süddagestanisch-nordaserbaidschanischen Grenzgebiet Lesgien), „Pschawier“ (benannt nach der georgischen Gebirgsregion Pschawien, südlich von Chewsuretien) und „Tuschetier“ (benannt nach der georgischen Gebirgsregion Tuschetien). Seit 2016 ist in Russland auch die Rasse „Karatschaier“ (nach dem Siedlungsgebiet der Karatschaier) offiziell anerkannt, die aber dem „Kabardiner“ nahezu identisch ist. Die Zucht von Pferden auf Hochgebirgsalmen ist eine Besonderheit des Kaukasus, in den meisten anderen Gebirgen müssen Esel oder Maultiere verwendet werden. Zur Anschauung diese Reportage ab min.13:50
Siehe Texte einiger tscherkessischer Kriegslieder und einige britische Lieder, die aus der damaligen Popularität des tscherkessischen Kampfes entstanden bei Amjad Jaimoukha (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive). Das bekannteste, alte Kriegslied der Abdzachen/Abadzechen ist dieses Lied und Melodie, bis heute wahrscheinlich das am häufigsten inszenierte und populärste tscherkessische Kriegslied.
beschäftigt sich besonders im Kapitel Diaspora Revisited mit diesem Mechanismus in Diaspora-Gesellschaften. The North Caucasian Diaspora In Turkey Der UNHCR-Bericht (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive) erwähnt im letzten Absatz des Kapitels 2.5 bspw., dass die abchasische Diaspora in den 1980er Jahren erfuhr, dass die meisten Abchasen im Kaukasus Christen sind, was sie vergessen hatten, wie die Tatsache, dass der abchasische Adel bis ins 19. Jahrhundert pragmatisch zwischen den Religionen konvertierte, und darüber hinaus viele sowjetische Nordwestkaukasier nicht religiös sind.
Einflüsse tscherkessischer Gruppen werden besonders im Kleidungsstil, s. Männerkleidung Nordkaukasiens 18.–erste Hälfte des 19. Jahrhunderts (russisch) aus Nauka (1989) gesehen, in der RT-Reportage min. 3:95 schlicht „The people of Kabarda have always been trendsetters in the Northern Caucasus. Nearly every piece of clothing that we usually call „caucasian“ has been invented here.“, auch bei der Etikette und Sozialordnung. Bei Siedlungsformen, Religion oder Tänzen waren Einflüsse und Sonderentwicklungen komplexer.
Eintrag im Album der Pferdezucht der UdSSR mit Zuchtdaten (russisch); Beschreibung (russisch), andere anerkannte Pferderassen aus den Gebirgsregionen des Großen Kaukasus heißen „Abchase“ (benannt nach der Region Abchasien), „Lesgine“ (benannt nach dem süddagestanisch-nordaserbaidschanischen Grenzgebiet Lesgien), „Pschawier“ (benannt nach der georgischen Gebirgsregion Pschawien, südlich von Chewsuretien) und „Tuschetier“ (benannt nach der georgischen Gebirgsregion Tuschetien). Seit 2016 ist in Russland auch die Rasse „Karatschaier“ (nach dem Siedlungsgebiet der Karatschaier) offiziell anerkannt, die aber dem „Kabardiner“ nahezu identisch ist. Die Zucht von Pferden auf Hochgebirgsalmen ist eine Besonderheit des Kaukasus, in den meisten anderen Gebirgen müssen Esel oder Maultiere verwendet werden. Zur Anschauung diese Reportage ab min.13:50
Siehe Texte einiger tscherkessischer Kriegslieder und einige britische Lieder, die aus der damaligen Popularität des tscherkessischen Kampfes entstanden bei Amjad Jaimoukha (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive). Das bekannteste, alte Kriegslied der Abdzachen/Abadzechen ist dieses Lied und Melodie, bis heute wahrscheinlich das am häufigsten inszenierte und populärste tscherkessische Kriegslied.
Wie Witze und Humoresken in den vorwiegend mündlichen Kulturen des Kaukasus vorgetragen werden, zeigt dieses Video aus den 80er Jahren. Das Thema ist typisch kaukasisch: Wie entführt man ein Mädchen?
Dass Ironie vorkam, zeigt auch das Volkslied Siy Paq (= Mein Rundnäschen). Was die Melodie nicht erahnen lässt: Es kann als ironische Lobes- und Liebeshymne an ein (entgegen dem Ideal) nicht ganz so schlankes Mädchen verstanden werden oder als ernst gemeinte Hymne. Vgl. Text von Siy Paq mit englischer Übersetzung bei Jaimoukha.